Protestierende bei einer "Fridays for Future"-Demonstration in Taranto, Italien.
Protestierende bei einer "Fridays for Future"-Demonstration in Taranto, Italien. Shutterstock/Massimo Todaro

Headline: Messung der Fortschritte bei der Energiewende aus der Perspektive des systemischen Wandels

Dauer:
bis

Um die Energiesysteme zu dekarbonisieren und die Temperaturziele des Pariser Abkommens zu erreichen, sind ehrgeizige politische Maßnahmen unabdingbar. Aber woher wissen wir, ob die derzeitigen Strategien den notwendigen Systemwandel vorantreiben? In diesem Projekt entwickeln die Forschenden einen Bewertungsrahmen für die Energiewendepolitik und wenden ihn an, um den Fortschritt der Energiewende in den europäischen Ländern zu evaluieren und kontextspezifische politische Lehren zu ziehen.

Die Temperaturziele des Pariser Abkommens erfordern, dass die Netto-Kohlenstoffemissionen in jedem Land so schnell wie möglich auf null sinken. Dieses Vorhaben erfordert eine tiefgreifende und rasche Umstellung kohlenstoffintensiver Sektoren wie Verkehr, Strom und Heizung, flankiert durch die Klimapolitik. Obwohl die Energiewende ein mehrdimensionaler Prozess ist, der Jahrzehnte dauern wird, haben die heutigen Entwicklungen einen entscheidenden Einfluss auf das Erreichen eines kohlenstoffneutralen Systems. Daher ist die Bewertung der Fortschritte bei der Energiewende von großer Bedeutung.

Messung der CO2-Emissionen reicht nicht aus, um Fortschritte zu erkennen

Die Fortschritte bei der Energiewende werden traditionell anhand der Veränderungen bei den CO2-Emissionen gemessen. Die Emissionen sind eine wichtige Messgröße, da die kumulierten Kohlenstoffemissionen der Hauptfaktor für die globale Erwärmung sind und die Emissionen netto null erreichen müssen. Die Messung der Emissionen allein sagt jedoch wenig darüber aus, wie sich das System verändert - ob die bestehenden politischen Maßnahmen ein Land auf einen realistischen Weg in Richtung Null und nicht nur zu einer Reduktion der Emissionen lenken.

Sinkende Emissionen und steigende Mengen an erneuerbaren und kohlenstofffreien Energien sind zwar notwendig, aber nicht ausreichend. Für eine vollständige Dekarbonisierung müssen wir das gesamte System anpassen: Wir müssen neue Versorgungsketten für kohlenstofffreie Technologien schaffen und stärken, wir brauchen Innovationen bei neuen Technologien und die Weiterentwicklung existierender Lösungen, wir müssen bestehende Netze und Infrastruktursysteme umgestalten oder ganz neue aufbauen, und wir brauchen institutionelle und regulatorische Reformen zur Unterstützung der neuen kohlenstofffreien Technologien. Um zu wissen, wie gut der Übergang funktioniert, müssen wir die zugrundeliegenden Fortschritte beim technologischen und systemischen Wandel untersuchen und nicht nur die Auswirkungen früherer Maßnahmen auf die Emissionen.

Sind wir auf dem richtigen Weg? Entwicklung eines Bewertungsrahmens

In diesem Projekt befassen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Frage, wie der Fortschritt bei der Energiewende gemessen werden kann. Wandelt sich das System so umfassend, dass es bis Mitte des Jahrhunderts kohlenstoffneutral sein könnte? Ihre Forschung hat die folgenden Hauptziele:

  • Entwicklung eines Bewertungsrahmens zur systematischen Evaluierung des Fortschritts bei sektoralen Energiewenden
  • Anwendung eines solchen Rahmens auf Deutschland und eine Reihe ausgewählter Länder, um sowohl die Tauglichkeit der Methode zu veranschaulichen als auch kontextspezifische politische Lehren für diese Länder zu ziehen.

Der analytische Rahmen wird durch theoretische und angewandte Forschung zu sozio-technischen Übergängen und Innovationssystemen unterstützt und gemeinsam mit Interessengruppen entwickelt.

Dieses Projekt wird von der Bertelsmann Stiftung finanziert und in Zusammenarbeit mit ihr entwickelt.